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TRIALOGUE - Delicate Strength

Arbeiten von 3 Künstler*innen im TRIALOG ... mehr >

Dieses Jahr tragen alle unsere physischen Präsentationen den Titel MONOLOG, DIALOG oder TRIALOG – es sind Einzel-, 2-Personen- oder 3-Personen-Ausstellungen. Ein Untertitel erläutert den jeweiligen thematischen Schwerpunkt, nach dem die künstlerischen Positionen ausgewählt wurden. Im Fall von "TRIALOGUE – Delicate Strength" stellen wir malerische und skulpturale Werke von drei Künstlern gegenüber, die sich formal und/oder konzeptionell durch Stärke, aber auch durch Zartheit ausdrücken – zum Beispiel durch die verwendeten Materialien oder den erzählten Inhalt.

Vittorio Bianchi (*1982, lebt und arbeitet in Mailand) agiert innerhalb der räumlichen Dimension der Oberfläche des Stoffes, seinem bevorzugten künstlerischen Medium. Der Künstler überschreitet deren Grenzen durch eine gestische Schabbewegung, die das Material auf eine Weise angreift, die seine Struktur umstößt, ohne sie zu verraten: kein Akt des Bruchs, sondern der Enthüllung, der darauf abzielt, die Dringlichkeit der darunter liegenden Schicht zu unterstützen, aus der Tiefe, die sie zurückhält, an die Oberfläche zu gelangen. Er erforscht die schlafenden Räume der Erinnerung, die in den Fasern fließen, und erweckt sie mit der Erleichterung eines Atems wieder zum Leben, der von seinem legitimen Zwischenspiel Besitz ergreift. Es ist eine taube Geste, in der die in die stimmlose Geschichte des Materials eingewobene Phrase widerhallt. Die Oberfläche wird zu einer empfindlichen Haut, die von der freizügigen Vehemenz der Aktion gestreichelt wird, die ihre Fäden freilegt, als wären sie die Rippe der Anatomie des ewigen Flusses der Geschichte. Auf diese Weise stellt er einen Waffenstillstand im Gegensatz zwischen Tradition und Innovation wieder her, eine Ruhe, die zu einer zarten Versöhnung im Verhältnis der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen dem Fortbestehen einer kollektiven kulturellen Identität und derjenigen der Kette, die sie hervorgebracht hat, einlädt. (Marialuisa Pastò, Kuratorin)

José Gomes' (*1968 in Brasilien, lebt und arbeitet in Köln) künstlerisches Werk ist von zwei Elementen geprägt – die Natur als Hauptmotiv und ihr unerschöpflicher Duktus. Die Umwelt offenbart sich als sensibler, zarter, fragiler, verführerischer, notwendiger, unvergänglicher Teil des Lebens. Die für diese Ausstellung geschaffenen Arbeiten von José Gomes entstanden im Rahmen seiner Tätigkeit als Stipendiat eines Residenzprogramms im Botanischen Garten und im Institut für Biologie der Universität Rostock. Die Recherchen und Diskussionen, das Eintauchen und die Beobachtung von Pflanzen, die der Künstler dort erlebte, flossen in die Serie Firmitas ein - ein lateinisches Wort, dass soviel bedeutet wie Beständigkeit, Festigkeit, Dauerhaftigkeit, Stabilität, Stärke, Widerstand und Zuverlässigkeit. Diese Eigenschaften finden sich auch in den dort analysierten Pflanzen wieder. Auf der Grundlage dieser Eigenschaften werden Mensch und Wissenschaft im Zuge des Klimawandels nicht nur die menschliche, sondern auch die technologische Entwicklung vorantreiben. Das Ergebnis ist eine Serie von Collagen, die sich aus Fotografien dieser Pflanzen zusammensetzt. Diese wurden in eine Transfertechnik auf Papier übertragen und durch Zeichnungen und Aquarell ergänzt. Im Hintergrund sind die natürlichen Grundwasserleiter zu sehen, die in Brasilien existieren und das Ökosystem aufrechterhalten. Die Arbeiten sind ein Kompendium der Vielfalt dieser natürlichen Ressourcen, die uns den Weg in die Zukunft weisen sollen. (Tereza de Arruda, Kuratorin)

Inspiriert von Ornamenten und Stofflichkeit als kulturhistorische Bestandteile der Volkskunst, von Märchen und Mythen sowie Traditionen und Ritualen, erscheinen diese Einflüsse im Werk der Malerin und Keramik-Bildhauerin Beate Höing ('1966, lebt und arbeitet in Coesfeld) in einer ganz eigenständigen Ikonografie. Tatsächlich Vorhandenes, Assoziiertes und Erinnertes fügt sich in einem ambivalenten Spiel aus Realität und Fiktion zusammen, in welchem Traum und Albtraum, Entspannung und Erschrecken dicht beieinander liegen. Inhalte, Materialität und Form sind untrennbar miteinander verbunden. Die Ölgemälde, Keramik-Skulpturen  und Installationen der Künstlerin vermitteln zudem eine Begeisterung für die Schönheit, Zartheit und Ästhetik der Dinge sowie die Lust am Spiel mit den gestalterischen Möglichkeiten. [...] Ebenso verhält es sich mit den keramischen Arbeiten, die als eigenständiges Medium im Wechselspiel zur Malerei entstehen. Das keramische Material transportiert indirekt die Vorstellung von Kitsch, aber auch von traditionellem Handwerk. Diese „Hypothek“ kommt der inhaltlichen Aussage entgegen, wird von der Künstlerin fast provokant gesteigert. Eingearbeitete Nippes- und Porzellanfigürchen, seit Jahrhunderten Inbegriff bürgerlicher Vorlieben, als Dekorationsartikel oder Souvenir geliebt oder als Kitsch abgetan, bieten Spielraum für Imaginäres und Fantastisches. Mädchen-, Jungenfiguren, Träumende oder Schlafende, Märchen-, Fabelwesen oder Tiere – fragil erwachsen die Figuren aus floralen, opulenten Sockelelementen, stehen für sich selbst oder präsentieren sich in Figurenarrangements, auch im Zusammenspiel mir der Malerei. Die Arbeiten Beate Höings zeigen einen sehr poetischen, zuweilen ironischen Blick auf Vergangenes, erzählen von Erinnerungen, Träumen und surrealen Welten, auch mit einem humorvollen Augenzwinkern. (Jutta Meyer zu Riemsloh, Kuratorin)

Presse-Artikel in der Kölnische Rundschau vom 11.2.2023 ... mehr >


Sockel mit Märchenwesen

Galerie Biesenbach zeigt in „Delicate Strength“ Werke von José Gomes, Vittorio Bianchi, Beate Höing

von Hanna Styrie

Die Scherben von Geschirr, Vasen und Nippesfiguren, welche die Künstlerin Beate Höing bei Haushaltsauflösungen und auf dem Flohmarkt ersteht, kommen in ihren skurrilen figürlichen Kleinplastiken zu neuen Ehren. Billig-Kopien chinesischer Vasen, Konfekt- und Zuckerdosen dienen ihr dabei als Sockel für Märchenwesen und mythologische Figuren, die sie aus Bruchstücken aller Art und eigenhändig geformten Figuren zusammenfügt.

Spielerische Leichtigkeit
Witz und spielerische Leichtigkeit gehen dabei mit einem ausgeprägten Form- und Farbgefühl einher, außerdem balanciert sie gekonnt zwischen Kunst und Kitsch. Unter dem vielsagenden Titel „Delicate Strength" (Zarte Kraft) sind Beate Höings keramische Assemblagen jetzt zusammen mit Werken von José Gomes und Vittorio Bianchi in der Galerie Biesenbach zu sehen.

Hier setzen die detailverliebten, anspielungsreichen Keramiken einen Kontrapunkt zu den überwiegend stillen Werken des Italieners Vittorio Bianchi. Er bearbeitet Stoffe aller Art mit Messer, Skalpell und anderen Werkzeugen, mit denen er die Faser aufreißt und wegschabt. Mit diesen brachialen Eingriffen lässt der Künstler eigene Musterungen von großem Reiz entstehen.
Die auf einen Rahmen gespannten groben Gebilde wiederum sind mit Glasgewebe hinterlegt, sodass der Anschein der Zweidimensionalität entsteht.
Das Verfahren des Skelettierens und Aufrauens wendet er auch bei historischen Gobelinstoffen an. Hier sind die Verletzungen deutlicher sichtbar, zumal er die farbigen Seidenfäden der floralen Dekore hängen lässt.

Hauptthema des gebürtigen Brasilianers José Gomes ist die bedrohte Natur. Seine feinen Zeichnungen bewegen sich im Spannungsfeld von Schöpfung und Zerstörung, Leben und Tod – immer mit Bezug zur brasilianischen Natur und Kultur.
Während eines Residenzprogramms im Botanischen Garten und im Institut für Biologie der Universität Rostock entstand unter dem Eindruck seiner Recherchen, die er dort durchführte, eine Serie komplexer Collagen. Seine Fotografien von Pflanzen, die dem Klimawandel standhalten, ergänzte er durch Tuschzeichnungen.
Zartblaue Flecken weisen auf die in seiner Heimat in Brasilien existierende Grundwasservorkommen hin, die das Ökosystem erhalten. Dem Ringen um den Bestand des ökologischen Gleichgewichts verleiht Gomes hier mit künstlerischen Mitteln subtilen Ausdruck. José Gomes lebt und arbeitet in Köln.

13.1. – 25.2.2023

Vittorio Bianchi

 

 

 

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