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Duo Show
jux·ta·po·si·ti·on
KOMMA
von Oliver Tepel
(in Köln Galerien 03.20 Juli-September)
Die Verknüpfung durch das Komma ist nicht bindend, die Trennung aber auch nicht absolut, eher im Gegenteil, das Komma trennt selten rein beliebig zusammengefügte Worte, Begriffe oder Namen. Geht es um die Namen von Künstlern, ist allerdings das weit verbindlichere „&“ eine Rarität, Gilbert & George, Gert & Uwe Tobias oder als konzeptuelle Einheit: Art & Language. Manchmal sind es zeitlich oder auf bestimmte Projekte begrenzte Kooperationen, wie bei Dosso & Battista Dossi, doch alle illustrieren sie die Bedeutsamkeit des Ichs in der Kunstproduktion. Das Komma wiederum verbindet seltener von Künstlern erdachte Projekte, es ist das Verknüpfungszeichen des Kuratoren. Das Komma vermag eine schillernde Vielfalt möglicher Beziehungen anzuzeigen - nein, eigentlich verbirgt es diese und wenn wir in die Galerie gehen, um eine Ausstellung mit zwei, durch ein Komma getrennter Namen zu sehen, wissen wir nicht unbedingt, was uns erwartet. Welcher Art ist die Verbindung? - Visuelle Gemeinsamkeiten oder programmatische? Vielleicht auch eine gemeinsame Geschichte oder verbindet die Kunstwerke etwas, das der Kurator entdeckte? Nicht immer, wenn man eine solche Doppelausstellung verlässt, hat man diese Fragen für sich geklärt.
Sergio Femar & Catherine Seher
Hier wurde das verbindliche „&“ gewählt und zugleich im Titel ein wenig relativiert; „jux·ta·po·si·ti·on“, es geht also doch eher um eine enge Nachbarschaft. Doch welcher Art ist diese Nachbarschaft? Das Werk der 1958 geborenen Pariserin Catherine Seher nährt sich von der Kunstgeschichte, ohne je kannibalisch zu agieren. Vielmehr enthält es Assoziationen zu vielen, zu Degas und seinen Experimenten, zu Cézannes Farben und Flächen, zu Gabriele Münters Zwischenwelten, die weder Figur noch Individuum oder beides zugleich abbilden, oder zum späten Balthus und der einvernehmlichen Zweisamkeit von Idylle und Gefährlichkeit. Junge Frauen, alleine und in kleinen Gruppen malt Seher in einer Innerlichkeit, welche die kühle Distanz des Acryls mit der Poesie des Pastells vermählt. Das Werk des 1990 geborenen Spaniers Sergio Femar ist ebenfalls geprägt von Mischtechniken, Acryl und Öl, häufig in Verbindung mit Buntstift. Seine abstrakten, oft auf Holz gemalten Farbflächen sind im Vergleich zur Malerei Catherine Sehers von grafischer Strenge, doch scheinen sich auch die Werke der Französin in Farbflächen aufzulösen. Eine mattfarbene Poesie verbinden sie mit einer Entschlossenheit, die bei Femar die Grenzen des gewohnten Bildraums sprengt und zusehends „Objekte“ schafft. Beider Werk gemeinsam ist ein unmittelbarer Bezug zum Privaten. Hier lässt also die kuratorische Konfrontation den Betrachter das Verbindende im Trennenden erarbeiten und schärft so dessen Blick.
Künstlerstatement Sergio Femar:
"Meine Arbeit bewegt sich zwischen der Ruhe in meinem Atelier und dem frenetischen Tempo der zeitgenössischen Kultur und ihrer vergänglichen Natur. Sie führt den Vandalismus zu einer gereiften Reflexion, mit anderen Worten, sie bringt die Freuden der Schöpfung zurück, ohne sich durch akademischen Druck eingeschränkt zu fühlen. Risiko wird als Bindeglied zwischen Schwindel und Gelassenheit eingesetzt.
Meine Arbeit muss mit dem aktuellen Moment und den Straßen verbunden sein: Kunst spiegelt die unmittelbare Gegenwart wider; sie ist ein Teil unseres täglichen Lebens, Gegenstände, die ich finde und verwandle. Ich glaube an die Idee des Vollzeitkünstlers und daran, dass ein Kunstwerk einem ständigen Wandel ausgesetzt ist.
Bevor ich anfange zu arbeiten, gibt es kein anderes Projekt in meinem Kopf, Materialien kommen zu mir und so beginne ich, mich mit ihnen zu verbinden, ihren Vorschlägen zuzuhören, ich lasse das Kunstwerk fließen und entwickle mich hierdurch selbst."
Über Catherine Seher:
Indem sie das Wesen einer bestimmten Umgebung einfängt, aber alle Bedeutungselemente daraus entnimmt, reduziert Seher die Kunst der Landschaft und der Figur auf ihr Element und zwingt den Betrachter ihrer Werke, die Mechanismen zu berücksichtigen, durch die jede Komponente des Werkes entsteht. Das Ergebnis ist ein Gesamtwerk, das die Universalität der Kunst selbst erschließt, eine anonyme Figur oder Aussicht nach der anderen.