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TRIALOGUE - Sculptural Geometry
In diesem Jahr tragen alle unsere physischen Präsentationen den Titel MONOLOG, DIALOG oder TRIALOG – es sind Einzel-, 2-Personen- oder 3-Personen-Ausstellungen. Ein Untertitel erläutert den jeweiligen thematischen Schwerpunkt, nach dem die künstlerischen Positionen ausgewählt wurden. Im Falle von "TRIALOGUE – Sculptural Geometry" stellen wir skulpturale und zeichnerisch-malerische Arbeiten von drei Künstler*innen gegenüber, die sich formal und/oder konzeptuell mit geometrischen Formen beschäftigen.
Dass Horizontalität etwas völlig anderes ist als Vertikalität, wird in den collagierten Bildern von Dominique Chapuis (*1952 in Chalon-sur-Saône, FR, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main) sichtbar. Vertikalität bedeutet Aufschwung, aber auch Unruhe und Veränderung, Horizontalität dagegen Statuarik, Weite, parmenidische Ruhe. Trotz der offenen Ränder ist das meditative Element horizontaler Strukturen bestimmend für das Bildganze. Künstlerisch maßgebend ist auch das Material. Chapuis verwendet Transparentpapier, japanisches Papier, Wachs, Acryl, Bleistift, Pastell, Holz und Leinwand. Je nach Einsatz ermöglichen die verschiedenen Materialien Lasuren, kompakte Farbflächen, Holzkonstruktionen, Reliefs. Das bildnerische Konzept von Dominique Chapuis zielt auf die Vergegenwärtigung des Primären als Struktur und Form. Das einzelne Werk unterscheidet sich von anderen Werken schon allein durch die Abweichungen der Streifenbreite. Enge und Weite erscheinen hier nicht nur als formale Qualitäten, sondern als Konstituenten einer ganz bestimmten Bildrealität, die sich der Diskursivität entzieht.
Ivan De Menis wurde 1973 in Treviso, IT geboren (lebt und arbeitet ebendort) und studierte Malerei an der Accademia di Belle Arti in Venedig. De Menis bedeckt seine Arbeitsflächen großzügig mit Farbe, arbeitet in dicken Schichtungen, lässt die hochpigmentierte Acrylfarbe seitlich hinablaufen. In seinen Werkreihen entstehen kleinformatige, rechteckige oder quadratische Bildobjekte, die eine intensive Farb- und Leuchtkraft entwickeln und den Arbeitsprozess des Künstlers erahnen lassen, da die diversen Schichtungen seitlich offen zu Tage treten. Der Reiz der Arbeiten zeigt sich im Kontrast der fast seidig glatten Oberfläche und der rauen, mit Farbschlieren- und Tropfen, sowie abgeblätterten Schichten gezeichneten Seitenflächen. Die Holzpaneele von Ivan De Menis sind nur scheinbar einfach; in Wirklichkeit verkörpern sie komplexe Systeme und Gedanken. In seinen neueren Werken ist es ein Prozess, der den intimsten Teil des Werkes offenbart, als wollte er den Betrachter in das schlagende Herz des Geschehens vor seinen Augen ziehen. Die Materialien werden normalerweise für Verpackungen verwendet, aber hier werden sie zu Protagonisten.
Patrizia Kränzlein (*1987 in Stuttgart, lebt und arbeitet ebendort) schafft Zeichnungen – eine Kombination aus Graphit und Linolfarbe auf Papier –die meist auf Schwarz-, Weiß- und Grauwerte reduziert sind. Bei der Herstellung wird die Farbe mit einer Walze direkt auf das Papier aufgetragen; somit fungiert die Walze als Zeicheninstrument. Die Arbeiten werden aus variablen geometrischen Grundformen entwickelt und segmental in die Bildfläche integriert. Sie zeigen Bildräume, die durch Linien, Flächen, Schattierungen und Tiefenräume konfiguriert werden. Dabei sucht die Künstlerin stets den Weg in die Tiefe, mit einem Anspruch nach dem Gültigen, hin zum Wesentlichen. Durch die abwechslungsvolle Organisation der Flächen und Flächenausschnitte gewinnt Kränzlein ein gestalterisches Vokabular, dass ihr unendlich viele und vielschichtige Variationen ermöglicht.
21.4. – 27.5.2023
Werke (Bilder zum Vergrößern anklicken)