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Group Show
MNMLSM
Gruppenausstellung mit minimalistisch-abstrakten Gemälden, Assemblagen und Wandobjekten von Nicolò Baraggioli (IT, *1985), Graphic Surgery (NL, *1978 als Erris Huigens und Gysbert Zijlstra), Douglas Witmer (US, *1971) und Hideaki Yamanobe (JP, *1964)
Die Eröffnung findet im Rahmen der 6. K1-Galerien-Sommernacht statt: 22 Kölner Innenstadt-Galerien halten ihre Räume am Freitag, 29. Juni, bis 23h geöffnet.
Midissage mit neuer Hängung am Samstag, 28. Juli, 12-16h
Artikel in der Kölnische Rundschau, Mittwoch 18.07.2018
Triumph der Einfachheit
Abstrakte Kunst in einer Gruppenschau bei Biesenbach
von Heidrun Wirth
Ein gemaserter Holzblock ist an der Wand befestigt, daraus wölbt sich eine gelbe Schleife aus gebogenem Plexiglas hervor. Im Spiel von Verdecken und freigegebenem Blick bringt sie ihre hängende Dynamik zur Entfaltung.
Wer nur diese Abbildung auf der Einladungskarte der Galerie Biesenbach sieht, stellt sich dieses Wandrelief wuchtig und dominant vor. Doch vor Ort überrascht ein nur 13,5 cm hohes und 7,5 cm breites Wandobjekt von Nicolò Baraggioli durch eine grazile Kleinheit, die aber ausreicht, um in ihrer Ausstrahlung eine ganze Wand zu füllen. So sind es überwiegend kleine Formate, die die vier Künstler mit unterschiedlichen Materialien präsentieren. Alle arbeiten abstrakt, manche minimalistisch und sogar im Sinne einer Arte povera, der Kunst mit einfachen Mitteln.
Und da die narrativen Geschichten der Welt da draußen weitgehend fehlen, wird das Auge umso mehr auf reizvolle Vergleiche der vier unterschiedlichen Künstler gelenkt.
Es scheint in dieser nichtfigurativen, oft "konkret" genannten Kunst ein weltweit verbindendes Band zu geben, hier demonstriert von dem 1964 in Tokyo geborenen Japaner Hideaki Yamanobe, dem 1971 geborenen, aus Philadelphia stammenden Douglas Witmer, dem niederländischen Künstlerduo Graphic Surgery (Gisbert Zijstra und Erris Huigens) und dem 1985 in Genua geborenen Nicolò Baraggioli.
Und trotzdem tut sich eine schier unerschöpfliche Diversität auf: Perfektes neben dem Unvollendetem, hochglänzende, spiegelnde Oberflächen (Baraggioli) im Gegenüber zu einer matten Farbigkeit (Witmer, Yamanobe). Die bei dem Japaner fast an vegetabile Formen erinnernde Malerei kontrastiert mit Materialassemblagen, die nichts anderes sein wollen als schwarze übereinandergelegte Latten (Graphic Surgery). Irrationale Durchblicke entstehen im Spiel aus Konstruktion und Dekonstruktion. Doch die gute nachdenkliche Pinselarbeit kann sich samt Farbspritzern daneben behaupten. Damit wird wieder einmal das längst tot gesagte "Tafelbild" hinterfragt, das auch hier Bestand hat. Und so liegt der Reiz in dieser Gruppenausstellung auch darin, dass die Wahrnehmung wie von selbst sensibilisiert wird.
Dies meinte der von der Mennonit-Kultur in Lancaster, Pennsylvania beeinflusste Douglas Witmer, der "die tiefen Beziehungen zur Einfachheit, zum Frieden-Stiften und zur Demut" studierte: "Im 21. Jahrhundert sehe ich mein Werk als klare Alternative zu unserer visuellen Kultur, die sich durch Geschwindigkeit, Vielschichtigkeit und Komplexität auszeichnet. Meine Hoffnung ist, dass ich schlicht die Sinne anregen kann, wie es sich allein bei der Bildbetrachtung ergibt".
Bis 28.8. geöffnet Di bis Fr 11 - 19 Uhr, Sa 12 - 16 Uhr die Midissage statt. St. Apern-Str. 44-46. Preise zwischen 375 und 8900 Euro.