Presse-Artikel

   

Hauchdünnes auf hartem Holz

Die Galerie Biesenbach zeigt mit „Formationen" neue Arbeiten des Japaners Hideaki Yamanobe

VON HEIDRUN WIRTH

„Formationen“ heißt die Ausstellung, in der Hideaki Yamanobe in der Galerie Biesenbach seine größeren und kleineren Bildwelten zeigt.

Sie spielen mit dem, was sichtbar ist und mit dem, was vielleicht noch nicht oder nicht mehr sichtbar ist. Wie anders könnte man die allerzartesten Farbwolken sehen, die auf einem fast gleich hellen Farbgrund aufgebracht sind. Wobei das Wort Farbe schon ein Viel-zu-viel bezeichnet, denn die feinsten Unterschiede zwischen elfenbeinhell und nebelgrau sind auf einer Farbskala doch eher „unbunt“.

Doch selbst da, wo die „Farbe“ kräftig wird, bis hin zum tiefsten verdeckenden Schwarz einer gewaltigen Tuschewolke werden Kraft und Dynamik umso spürbarer, aber Farbe ist auch hier Fehlanzeige.

Es sind die Grundspannungen zwischen Helligkeit und Finsternis, die beim 1964 in Tokio Geborenen zum Ausdruck kommen, und für die man keine Farbe braucht. Die Spannung bleibt durch alle Schattierungen hin- durch bestehen.

Trotz der reduzierten Verhaltenheit (oder vielleicht gerade auch dadurch) wirkt alles kostbar, die hauchdünnen collagierten Seidenpapiere auf dem Holzträger, die abgeschmirgelten Kanten, die unter dem Abschmirgeln der vielen Schichten schwarze Linien hervorbringen, eben weil irgendwann ein Schwarz dazwischen war. Doch im Diffusen bleibt das alles trotzdem nicht.

Da sind die wie mit dem Lineal gezogenen fünf schwarzen Linien, die klar, knapp und präzise ein Haus darstellen, diesmal auf rötlichem Grund. „Square Garden“ ist der vieldeutige Titel, der in dieser archaischen völlig transparenten 5-Strich-Hausform gleich den Garten mit thematisiert. Die im Ausstellungstitel vorgegebenen „Formationen“ sind Bild für Bild äußerst unterschiedlich.

Naturbezüge tun sich allerorts auf, man muss sich nur ein bisschen Zeit nehmen und vielleicht auch ein bisschen andersherum denken, wenn in der „Snowy Night“ (Schneeige Nacht) ein tiefschwarzer Hügel obenauf auf der Horizontlinie eines weißen Bildfeldes liegt. Die Flächen haben es an sich, dass sie sich so verschieben wie Naturereignisse, wie Schicksale oder wie die Launen der Menschen. Und man sieht, die Poesie ist immer frei.

Vielseitig sind die Materialien. Zum Einsatz kommen Acryl und Sand, jenes feine Gampipapier, in dem die Blätter des Seidelbastes verarbeitet werden, japanische Tuschen und sogar die Gestänge traditioneller Fächer, die der Künstler zum Rakeln verwendet.

Hideaki hat in seiner Geburtsstadt Kunst studiert und ein Stipendium für einen Studienaufenthalt bekommen, mit dem er Druckgrafik in Basel studieren konnte. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Köln, Düsseldorf und Tokio.

Neu ist die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Matthias Pintscher, der die Bilder auch akustisch wahrnimmt und visuell zu hören meint: „Wir begegnen der Stille und einer sehr persönlichen Tiefe des Ausdrucks.“

Bis 30.9., geöffnet Mi bis Fr 12–18 Uhr, Sa 12–16 Uhr, Zeughausstraße 26. Die Preise bewegen sich zwischen 800 und 12 150 Euro.

 

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